Mittwoch, 21. November 2012

Planungswut

Wenn ich mir meine letzen Posts anschaue bekomme ich Angst. Angst davor das Leben zu verpassen.
Ich plane alles. Von oben bis unten, hinten bis vorne, früh bis spät.
Doch dann bin ich vor lauter Plänen völlig planlos.
Erfolg zum Preis von Freiheit.
Sollte nicht das gesamte Leben darauf ausgerichtet sein, glücklich zu sein?
Doch was macht mich glücklich?
Bisher war alles was in meinem Leben zählte der Erfolg. Durch das "erfolgreich sein" in Schule und Sport kämpfte ich um die Anerkennung meiner Eltern, meiner Freunde. Erfolgreich im Leben war ich nicht.
Laut meinem Therapeuten muss ich das Leben lernen.
Lernen Glück nicht an Erfolg zu messen.
Lernen wie man Pause macht.
Lernen nicht für andere, sondern für sich selbst gut zu sein.
Lernen der Gewohnheit zu entfliehen!

Menschen lernen aus Erfahrung.
20 Jahre Erfahrungen die mir nicht gut getan haben. Nicht mit Absicht. Aber dennoch.
Können 20 Jahre (schlechte) Erfahrung nur durch 20 Jahre gute (andere) Erfahrungen ausgeglichen werden?
Der Gedanke macht mir Sorgen. Bereits 1 Jahr andere Erfahrungen durfte ich erleben. Das wunderbarste Jahr meines Lebens.
Doch während ich anfangs ganz ich sein konnte, niemandem etwas beweisen musste, einfach frei war wandelte sich dieser Zustand.
Ich entschied das Studium fortzuführen, die neuen Menschen wuchsen mir ans Herz und plötzlich war es wieder da -
das Gefühl perfekt sein zu müssen, um gemocht zu werden. Um mich selber zu mögen.

Und wieder verfalle ich in alte Muster.
Seit einer Stunde sitze ich mit meinen Eltern im Wohnzimmer. Wir unterhalten uns nicht.
Denn ich bin beschäftigt. Ich plane.
Auf meinem Laptop erscheinen einzelne Tage bis hin zu den Prüfungen. Jeden einzelnen Tag will ich nutzen, um die 10 Prüfungen erfolgreich zu bestehen. Doch ich weiß, dass das nicht funktionieren wird. Ich werde krank werden, mehr Schlaf brauchen als geplant, irgendwas wird dazwischen kommen.
Man kann nicht sein gesamtes Leben planen. Ich weiß das. Und trotzdem versuche ich es.
Ich verurteile es, wenn ich meinen Plan nicht einhalte als persönliches Scheitern. Einen Plan, den man überhaupt nicht einhalten kann.
Die Prüfungen sind nicht gut gelaufen. Hätte ich nur besser geplant!!
Kann man planen, nicht zu planen?
Ein Paradoxon. Ein nicht lösbarer Widerspruch.

Ich plane nun zu planen. Das ist möglich.
Ich plane Pläne zu planen, die man einhalten kann.
Pläne, die erfüllt werden können. Deren Erfüllung mir zeigt, dass ich etwas kann. Pläne mit eingeplanten Pausen.

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Plan für morgen
  • UNI: Praktikum vorbereiten 
  • endlich das Geburtstagsgeschenk für Mama und Papa einkaufen und die Umsetzung mit meinem Bruder planen
  • den Computer aufräumen und ein vernünftiges Virenprogramm besorgen
  • zur Apotheke fahren, Einkaufen gehen und ein schönes Mittagessen zaubern
  • die Prüfungsvorbereitung realistisch planen und notfalls den Mut haben eine Prüfung rauszuwerfen
  • die neuen Besitzer meines ehemaligen Pferdes anrufen und einen Besuch planen
  • einen Flug nach Schweden buchen
  • einen langen Spaziergang mit dem Hund machen
  • ein bisschen Mathe lernen



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