Mittwoch, 2. Januar 2013

Erlebnisse und Erkenntnisse einer Abenteuerreise III

Weihnachten

Wir sitzen vor unserem selbstgebauten Tannenbaum, den wir notdürftig aus ein paar Zweigen gebastelt haben und irgendwie fühlt sich das nicht an wie Weihnachten. Weil meine Familie fehlt, obwohl ein Teil davon neben mir sitzt. Weil es ganz ohne Familie vielleicht doch nicht geht und weil ich vielleicht doch sowas habe, wie eine Familie. Auch wenn sie vermutlich nicht so ist, wie man sich die Bilderbuch Familie vorstellt. Aber dafür kann sie ja nichts.
Wir sind zu faul unser Weihnachtsessen zu machen und lassen es deshalb einfach. Morgen ist auch noch ein Tag.
Und obwohl ich unsere wunderbar zwanglose, faule Einstellung genieße, hätte ich irgendwie doch gerne das Weihnachten mit meiner Familie.
Das Weihnachten, von dem ich eigentlich immer dachte, dass es mich enttäuscht, weil ich meiner Familie nicht genüge. Weil es sich irgendwie kalt anfühlt und weil wir uns wegen Kleinigkeiten streiten, bis dann alle schweigend vor dem Fernseher sitzen.
Genau das Weihnachten vermisse ich nun irgendwie, weil es auf gewisse Weise doch immer ein bisschen schön ist.
Aber ich will generell eher die Dinge, die ich sowieso nicht kriegen kann. Und vielleicht ist das auch gut so und ich lerne irgendwann mich an dem zu erfreuen, was ich habe.

Als wir ein paar Tage darauf komplett sind und auch die letzte im 3er Bunde angekommen ist, ist es Zeit für die Bescherung. Irgendwie schäme ich mich für folgende Gefühle, aber dennoch sind sie da:
Während ich mühevoll persönliche Geschenke gebastelt habe und zu jedem eine Geschichte zu erzählen weiß, bekomme ich nun schnell gekaufte, unpersönliche Geschenke.
Ich bin kein materialistischer Mensch und Weihnachten hat für mich auch wenig mit Geschenken zu tun, aber irgendwie ist es enttäuschend sich so viel Mühe zu geben und dann nichts zurückzukriegen. Auch wenn das irgendwie ein blöder Gedanke ist. Aber irgendwie fühlt es sich wieder so an, als wäre ich nicht gut genug. Nicht genug wert oder sonst irgendwas. Auch wenn das mit ziemlicher Sicherheit nicht so ist.
Wenn dann an die andere Freundin viel persönlichere Dinge verschenkt werden, fühlt es sich aber nunmal so an.
Und wenn dann noch ständige Kritik an mir geäußert wird - die zwar in der Natur meiner Freundin liegt, die nunmal eben gerne kritisiert und das eigentlich auch garnicht böse meint - dann falle ich eben gerne wieder in altbekannte Muster zurück.
Ich wünschte so sehr, dass ich das ansprechen könnte. Aber ich traue mich nicht. So, wie ich mich so vieles in meiner alten Umgebung nicht traue. Und daher eben lernen muss Mut aufzubringen.
Und so sitze ich Tage später hier, wo es sich anfühlt als würden sich die Gesprächsthemen hauptsächlich auf die besten Uni Noten, all die Männer die sich für einen interessieren, überdurchschnittlich ausgefallene Intelligenztests, Stipendien und prall gefüllte Bankkonten konzentrieren.
Weil ich bei all diesen Sachen eher weniger mithalten kann, ist es so, als wäre meine gesamte Person zu schlecht und ich bekomme ein bisschen Heimweh.
Ich wünsche mich zurück dahin, wo man ausschließlich wegen seiner wahren Persönlichkeit und nicht wegen völlig belanglosen Dingen gemocht wird. Doch diese Orte scheinen in unserer heutigen Gesellschaft irgendwie selten geworden zu sein. Aber vielleicht müssen wir sie nur wieder aufbauen.

1 Kommentar:

  1. Oh Geschenke sind eine so schwierige Sache.
    Oft ist es ja wirklich nicht böse gemeint und man hat ein schlechtes Gewissen, wenn eine Freundin ein persönlicheres Geschenk bekommt, als eine andere. Aber manchmal hat man eben für jemanden eine spontane Idee, während man bei anderen ewig überlegt und trotzdem nichts passendes findet.
    Freu dich, dass du so schöne Dinge verschenken und eine Freude machen konntest =)

    Vielleicht war dieses Experiment ja wenigstens die Erfahrung wert, dass du nächstes Jahr eben wahrscheinlich wieder mit deiner Familie feierst? Jetzt weißt du wenigstens, wie es sich ohne sie anfühlt.

    Lass dich nicht runter ziehen von solchen Angebereien. Da wird doch sowieso alles beschönigt und am Ende ist es gar nicht so toll, wie behauptet. Vielleicht kannst du das Gepräch das nächste Mal genau in diese Richtung lenken. Dass dir Geld und gute Noten nicht so wichtig sind wie Menschen, die dich so mögen, wie du wirklich bist.

    <3

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